Mehr zu den weißen Frauen

2001 wurde Leymah Gbowee Koordinatorin der Organisation "Women in Peacebuilding". Wenig später gründete sie "Women of Liberia Mass Action for Peace": Mit dieser überkonfessionellen Bewegung organisierten Gbowees Mitstreiterinnen ihre Aktionen: Um eine Zusammenarbeit zwischen christlichen und muslimischen Frauen zu ermöglichen, organisierte Frau Gbowee ein dreitägiges Treffen. Am ersten Tag traf sie sich nur mit den christlichen Frauen und am zweiten Tag nur mit den muslimischen. Bei diesen Treffen wurden in der Bibel und im Koran Textstellen herausgesucht, die erklären auf welche Art und Weise die Frau selbst im Krieg für den Frieden sorgen kann. Anschließend befragte sie die jeweilige Gruppe, was sie über die andere Religionsgruppe denke. Erst am dritten Tag kamen beide Gruppen zusammen und sprachen über die gegenseitigen Vorurteile.

Am Ende dieses dritten Tages stand für die muslimischen und christlichen Teilnehmerinnen fest, dass ihre unterschiedliche Religionszugehörigkeit kein Problem für die Zusammenarbeit darstellen sollte. Gemeinsam wollten sie das Ziel verfolgen, sich für den Frieden in Liberia einzusetzen.Die mutigen Frauen initiierten Protestgesänge, öffentliche Gebete und tägliche Sit-ins auf den Marktplätzen Monrovias.

Der gewaltfreie Protest begann damit, dass die Frauen sich weiß kleideten, um sich kenntlich zu machen. „Es war eine Armee von Frauen in Weiß, die sich erhoben, als es niemand sonst wagte“, schreibt Gbowee in ihrer Autobiographie. „Wir hatten keine Angst, denn die schlimmsten Dinge, die man sich vorstellen kann, waren uns bereits passiert.“ Sie setzten sich protestierend auf den Fischmarkt, damit der Präsident an ihnen vorbeifahren musste und ein Großteil der Öffentlichkeit Sie wahrnahm. Sie demonstrierten während der Krieg tobte, der sie und ihre Angehörigen oft genug in Lebensgefahr brachte. „Die Treffen dienen auch als Raum, um Ärger und Frustration loszuwerden.“, stellte Gbowee einmal fest. Schließlich erreichten ihr hartnäckiger Protest und die Öffentlichkeitsarbeit, dass es zu Friedensverhandlungen kam. Die Frauen beobachteten diese und protestierten weiter. Als schließlich die Verhandlungen in Ghana wochenlang andauerte und die jeweiligen Gruppierungen per Telefon den Krieg in Liberia anheizten, Massengräber geschaffen wurden und die Hauptstadt unter Granatenbeschuss lag, besetzten die Frauen das Hotel, schlossen die Verhandlungsführer im Tagesraum ein, womit sie diese zwangen, sinnvolle Verhandlungen zu führen und bedeutungsvolle bzw. konkrete Ergebnisse hervorzubringen. Leymah Gbowee drohte damit, sich vor den Männern auszuziehen, gleichsam als symbolischer Hilfeschrei, denn es ist für afrikanische Männer ein Fluch, wenn man seine Mutter nackt sieht. „Wir überlegen uns immer neue, kreative Schritte“, sagte Gbowee. Die Frauen kämpften dafür, Diktator Charles Taylors Gang nach Nigeria in das Exil zu schicken, Wahlkampagnen für eine Regierung zu fördern und dass Ellen Johnson Sirleaf als neue Präsidentin gewählt wurde. Erst nachdem wichtige Maßnahmen gegen die Kriegsfolgen und zum Schutz der Frauen getroffen worden waren, beendeten die Frauen offiziell ihren Protest.

2003 endete der Bürgerkrieg, Charles Taylor wurde 2012 vom Sondergerichtshof in Den Haag wegen Kriegsverbrechen zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt.Im September 2013 bestätigte ein Sondertribunal diese Strafe. Sein furchtbares Erbe belastet Liberia noch heute. Die Aufarbeitung der Schreckenstaten des Bürgerkriegs erklärte Ellen Johnson-Sirleaf, die erste  freigewählte Präsidentin Afrikas, zu einer ihrer Prioritäten. Dazu hat sie eine "Wahrheits- und Versöhnungskommission" nach südafrikanischem Vorbild eingerichtet. Mitglied in dem Gremium ist auch die Aktivistin Leymah Gbowee.

2011 wurden Leymah Gbowee und Ellen Johnson Sirleaf der Friedensnobelpreis verliehen. Zwei Frauen aus unterschiedlichen Generationen stritten auf unterschiedlichen Wegen für dieselben Ideale und stehen heute in einer Reihe mit den anderen Friedensnobelpreisträgerinnen und -trägern wie Nelson Mandela, Willy Brandt, Bertha von Suttner und Mutter Teresa.

In einer ersten Reaktion auf die Nachricht würdigte Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf ihre Mitstreiterin Gbowee: "Viel von der Ehre dieses Preises gehört ihr und den anderen liberianischen Frauen, die die Diktatur herausgefordert haben." Für sich selbst sieht sie den Preis als "Anerkennung für sehr viele Jahre voller Kampf". Zudem sei der Preis "wunderbarer Ausdruck für die Hoffnung auf ein neues Liberia".

Quellen:
de.wikipedia.org, süddeutsche.de

Erste Ausstellungstafel zur Konfliktlösung in Liberia
Liberia – Tafel 1

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