Mehr zur Rassentrennung in Südafrika

Was ist Apartheid überhaupt? Viele können mit diesem Begriff nichts anfangen und wissen nicht, dass in Südafrika vor 1994 noch ganz andere Gesetze galten als heute. Apartheid: Dieses Wort steht insbesondere für die jahrzehntelange Unterdrückung der Schwarzen durch die Weißen in Südafrika im Zeitraum von 1948 bis 1994, als burische Nationalisten in Südafrika regierten und die schon zuvor existierende Rassentrennung mit einer Vielzahl von Gesetzen vorantrieben.

Ihren Höhepunkt erreichte die Apartheid nach dem Zweiten Weltkrieg, angeheizt durch zahlreichen Streiks schwarzer Minenarbeiter. Schwarze Radikale gründeten 1944 den Widerstandsverband "ANC Youth League", eine Jugendorganisation des "African National Congress ANC". "Afrika ist das Land der Schwarzen" lautete ihr Motto. Gründungsväter waren unter anderem Nelson Mandela, Oliver Tambo und Walter Sisulu. Weiße Nationalisten schürten im Gegenzug die Angst vor einer "swart gevaar", einer schwarzen Gefahr, und schwangen sich zu Führern des angeblich bedrohten Südafrikas auf. 1948 gewann die rassistische Partei NP mit dieser Politik die Wahlen und verwandelte Südafrika endgültig in einen weißen Unrechtsstaat.

An öffentlichen Plätzen wurde eine strikte Trennung von Weißen und Nicht-Weißen vorgeschrieben. Mischehen wurden ebenfalls verboten und lediglich die weiße Bevölkerung hatte das Recht zu wählen. Bereits 1950 wurde eine Trennung der Wohnviertel verordnet. Für jede Rasse wurden gesonderte Wohnbezirke errichtet. Während die weiße Bevölkerung in den gut ausgebauten und erschlossenen Innenstädten lebten, wurden Schwarze und Farbige an den Stadtrand in so genannte Townships, einfache Viertel mit Bretterverschlägen fast ohne Infrastruktur, verbannt. Schwarze wurden in den Innenstädten nur dann geduldet, wenn sie dort auch arbeiteten. Ein Gesetz, das die Bildung der Afrikaner kontrollieren sollte, sah vor, Schwarze lediglich zu körperlicher Arbeit auszubilden und qualifiziertere Berufe den Weißen vorzubehalten. Das Gesetz wurde nach harten Widerständen jedoch wieder zurückgenommen. Dennoch gab es getrennte Schulsysteme mit unterschiedlich qualifizierten Lehrkräften und getrennte Schulen mit unterschiedlich guter Einrichtung und Lehrmaterialen. Nicht nur in Schulen, auch in Banken, Postämtern, öffentlichen Toiletten, Krankenhäusern, Restaurants und Bars, Verkehrsmitteln und an Stränden oder in Parks: überall im öffentlichen Leben und im Dienstleistungsbereich fanden die diskriminierenden Gesetze der Apartheid Anwendung. Die Einhaltung der Regeln wurde durch massive Polizeigewalt durchgesetzt.

Jede Opposition gegen die Apartheidpolitik galt als kriminelles Delikt und der südafrikanische Staat griff hart gegen jeglichen Widerstand durch. Am 16. Juni 1976 kam es zur Eskalation. Schwarze Schulkinder in Soweto, einem Township südwestlich von Johannesburg, protestierten friedlich gegen die Einführung von Afrikaans statt Englisch als Unterrichtssprache. Die Polizei feuerte auf die Kinder. Bei dem Massaker starben 600 Menschen, ein Viertel von ihnen waren Kinder. Die Bilder sterbender Jugendlicher gingen um die Welt. Die Vorfälle von Soweto erregten weltweit Empörung und in Südafrika eskalierte der Widerstand gegen die Apartheid zum offenen Bürgerkrieg. International wurde Südafrika durch UN-Sanktionen geächtet und isoliert, was im Laufe der Jahrzehnte die Kompromissbereitschaft der weißen Minderheit für allgemeine demokratische Wahlen begünstigte.

Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela, der im Zuge der Widerstandsbewegung und im Kampf gegen die Unterdrückung der Schwarzen für insgesamt 27 Jahre als politischer Gefangener inhaftiert war, war maßgeblich an der Abschaffung der Apartheid hin zu einem gleichheitsorientierten und demokratischen Südafrika beteiligt.

1994 wurde die Apartheid schließlich ganz abgeschafft und Nelson Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt.

Quellen:

de.wikipedia.org, planet-wissen.de, suedafrika-news.de

Erste Ausstellungstafel zur Konfliktlösung in Südafrika
Südafrika – Tafel 1

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